Sie Trauen Sich (Was) – Teil 01
Vorbemerkung:
Die Geschichte wurde beim Schreiben immer länger und länger – daher habe ich sie am Ende in drei (auch nicht kurze) Teile aufgeteilt. Wer ausschließlich an der „action” interessiert ist, kann die ersten beiden überspringen, ohne viel „davon” zu versäumen – aber ich hätte sie nicht geschrieben, wenn ich nicht meinte, dass man ohne deren Lektüre nicht was versäumen würde. Wer (auch) an den handelnden Charakteren und der Vorgeschichte interessiert ist, sollte jedenfalls mit dem Anfang anfangen.
Natürlich sind alle Teilnehmer volljährig – das müssen sie schon deshalb sein, weil bei einer Hochzeitsfeier immer Alkohol ausgeschenkt wird.
Aber das Romantikhotel „Liane de Pougy” ist wieder reine Erfindung.
Die Lösung und deren Planung
Marion war enttäuscht.
Marion war wütend.
Marion war traurig.
Marion war am Boden zerstört.
Gregor trug es mit mehr Fassung, jedenfalls äußerlich. Aber in Wirklichkeit war er genauso verletzt wie Marion.
Die Verwandten sowohl von Braut als auch Bräutigam würden also der Hochzeit aus Protest gegen die, wie sie meinten, völlig unpassende Verbindung fernbleiben. Zu groß der Altersunterschied, sagten sie, und meinten: in der falschen Richtung. Einen älteren Mann und eine jüngere Frau: das hätten sie sofort akzeptiert.
Das hatten sie Marion beim letzten Familientreffen sogar ins Gesicht gesagt: „Du bist viel zu alt für ihn!”
Die hatte schnippisch entgegnet: „In meinem Alter kann man eben nicht mehr wählerisch sein, da muss man nehmen, was man kriegt – auch wenn’s ein junger ist!”
Die freche Antwort hatte das Verhältnis allerdings nur noch mehr belastet, „bewies” sie doch Marions „Uneinsichtigkeit” und „Unvernunft”. Ihre „Sturheit”!
Marion fand sich überhaupt nicht stur. Sie wollte nur glücklich sein. Und zwar mit Gregor.
Ihre Tochter Yvonne hatte die Verwandtschaft schon vor Längerem abgeschrieben (und umgekehrt), daher beschied sie Marion nur mit einem Achselzucken: „Scher dich noch nicht um diese Affen!”
Über die Kommentare seiner eigenen Verwandtschaft behielt Gregor Stillschweigen. Marion konnte sie sich denken. Jedenfalls würde auch von denen keiner kommen.
Von ihren gutbürgerlichen Freunden hatte nur eine Schulfreundin von Marion zugesagt, der Rest hatte irgendwelche Terminschwierigkeiten vorgeschützt. Und Brittas Zusage hatte sie wohl auch nur der Tatsache zu verdanken gehabt, dass die gerade frisch von ihrem Mann geschieden worden war und jetzt versuchte, die alte Freundschaft wieder aufleben zu lassen. Lange Zeit hatte Marion kaum noch Kontakt zu ihr gehabt, allenfalls gelegentliche, immer seltener und kürzer werdende Telefonate, weil Brittas Mann (ein total verklemmter Spießer, nach Ansicht von Marion) sie nicht ausstehen konnte – was allerdings auf Gegenseitigkeit beruhte.
Aber auf Silke war Verlass. Sie und Stefan würden dabei sein. Laura und Ben natürlich auch. Yvonne sowieso. Aber sonst…
„Das wird dann ein sehr intimer Kreis…”, meinte Marion resigniert.
Silke sah sie auf dieses Stichwort hin plötzlich ganz aufmerksam an, dann fragte sie: „Sag mal, kannst du dich noch an Lauras und Bens Polterabend erinnern?”
So frustriert sie war, musste Marion bei der Erinnerung daran doch losprusten, und es dauerte ein wenig, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Kopfschüttelnd meinte sie dann: „Was für eine Frage! Wie sollte ich das vergessen?! Und – wie du dich sicher noch erinnern kannst – bei dieser Gelegenheit habe ich meinen Bräutigam kennen gelernt!”
„…und mir ausgespannt”, grinste Silke. Sie war ihr aber nicht böse, zumal sie ihn ja gelegentlich immer noch ausgeliehen bekam. Meist allerdings im Tausch gegen Stefan.
Davon abgesehen hatte sie auch zu Marion selbst ein ganz eigenes, persönliches, sehr persönliches Verhältnis entwickelt…
„Naja”, fuhr sie fort, „ich meine – die beiden haben den Polterabend auf eine ganz besondere Weise gefeiert…”
„Oooh ja!”, meinte Marion versonnen.
Aber Silke fuhr fort: „…vielleicht wollt ihr etwas ähnliches…?”
Erst verstand das Marion falsch: „Wir haben eigentlich nicht vor, einen Polterabend zu veranstalten.”
„Ich meine auch die Hochzeitsfeier selbst. Wie wär’s mit einer kleinen Sexparty im Anschluss?”
Marion war perplex: „Aber das kann man doch nicht machen. Wie stellst du dir das denn vor?”
„Wenn ich mir die Gästeliste so anschaue”, meinte Silke, „dann werden doch sowieso nur unsere Fickpartner teilnehmen und niemand sonst…”
Marion widersprach: „Das stimmt nicht ganz. Stefan wollte doch mit seinen zwei…”
Da bemerkte Marion, wie Silkes Lächeln immer breiter wurde. Ihr dämmerte was. Das verschlug ihr die Sprache. Das musste sie erstmal verdauen.
Stattdessen fuhr Silke fort in ihren Überlegungen:
„Du hast es doch selbst schon gesagt: ein intimer Kreis… Dann könnt ihr gleich eine Orgie draus machen.”
„Das meinst du doch nicht im Ernst…?” Marion konnte es immer noch nicht şişli escort fassen.
„Warum nicht? Ihr wolltet doch eine offene Ehe führen, hat mir Gregor jedenfalls gesagt. Dann könnt ihr doch gleich nach der Trauung damit anfangen…”
Marion kam ins Grübeln. Warum eigentlich nicht?
„Warum nicht?”, sagte Marion zu Gregor, als sie ihm von Silkes Idee erzählt hatte. Der war genauso verblüfft und wiederholte nur: „Ja, warum nicht?”
Es war also abgemacht.
Unter diesem Aspekt stellte sich die Frage, wer geeigneterweise teilnehmen werden sollte, nochmals neu. Der Kreis sollte intim sein, aber er konnte schon noch etwas größer werden.
Marion und Silke riefen Laura an. Die war von der Idee hellauf begeistert und versprach alle Unterstützung. Dann diskutierten sie mit ihr, wer noch dazukommen konnte.
Nele und Josua würden sie nachträglich dazu einladen, ohne sie allerdings über den nicht-öffentlichen Teil zu informieren. Im Nachhinein wusste keiner mehr zu sagen, von wem die Idee stammte, aber Marion oder Gregor oder Silke oder Laura fand, es wäre ein besonderer Clou, wenn manche Gäste mit einer „gewöhnlichen” Hochzeitsfeier rechnen und dann im Anschluss mit einer Orgie überrascht werden würden. Dafür kamen natürlich nur diejenigen in Frage, die bereits orgienerfahren waren – deren Bereitschaft zum Mitmachen konnten sie damit voraussetzen.
Auch Annika und Matthias ließ man noch im Glauben, es würde sich nur um eine ganz normale, gutbürgerliche Hochzeit handeln. Orgienerfahren waren sie zwar noch nicht, aber dass sie mit Begeisterung mitmachen würden, dessen war sich Silke sicher. So sicher, dass sie Stefans väterlich besorgte Zweifel überredete.
Laura beschloss, dass sogar Ben im Unwissen gelassen werden sollte, der ihr in letzter Zeit mit seiner Überfürsorglichkeit etwas auf die Nerven ging, und dem sie zutraute, Einwände zu machen. Er würde eben vor vollendete Tatsachen gestellt werden, basta.
Pia hatte auf die Nachricht von Marions Hochzeit hin derart abfällig über die „grassierende Hochzeiteritis” gelästert und war lautstark gegen Spießertum mit Heiraten und Kinderkriegen und Hausbauen und Baumpflanzen und so hergezogen. Vielleicht war sie auch nur deshalb so giftig, weil es in ihrer Beziehung zu Javier auch schon wieder ziemlich kriselte. Laura fand sie jedenfalls gerade unausstehlich und riet stark von einer Einladung ab, um die Harmonie der Feier nicht zu stören.
Javier kannten Laura und Nele auch nur vom Hörensagen, in seinen Genuss gekommen waren sie nie. Pia hatte sich seit einiger Zeit aus dem schwesterlichen Partnertausch mehr oder weniger zurückgezogen – nicht aus Eifersucht, und schon gar nicht aus moralischen Skrupeln, sondern, weil sie sich mit den beiden älteren Schwestern fast nur noch in die Haare kriegte.
Laura dachte amüsiert daran, dass sie und Nele weiterhin manchmal Besuch von Tim bekamen. Wenn Pia das herausfand, würde es neuen Ärger geben. Nachdem sie darauf gekommen war, dass Cedric sich so rar gemacht hatte bei ihr, weil er oft zu Leonie ging, wenn Nils bei Nina unten war und Julian bei Yvonne – das hatte einen Krach gegeben! Die Freiheiten, die Pia sich nahm, war sie längst nicht bereit, auch ihren Liebhabern einzuräumen. Und, überraschenderweise, ihren Ex-Liebhabern noch weniger.
Joel und Alissa dagegen sollten eine Einladung bekommen. Sie wunderten sich zwar, dass Marion sie bei ihrer Hochzeit dabeihaben wollte, aber sie würden noch viel mehr überrascht werden, wenn sie herausfanden, was für eine Hochzeitsfeier das geben würde.
Als Silke gerade auf der Toilette war, fragte Marion Laura nach ihren französischen Freunden, die an deren Polterabend teilgenommen hatten, und ob sie eine Chance sehe, sie wieder zu einem Besuch zu überreden.
„Keine Frage. Die schwärmen mir bis heute die Ohren voll von dir!”
„Aber diesmal sollen sie sich mal Silke vornehmen. Psst: sie kommt gerade zurück! Nichts verraten!”
Stattdessen erkundigte sie sich bei Laura laut vernehmlich nach „deinem Eröffnungsfick bei der Polterabend-Orgie – du weißt schon: der große Blonde!”
„Sven”, konstatierte Frau Weingarten.
„Ja, und seine Frau, die müsste ihr Baby doch mittlerweile längst bekommen haben, oder?”
„Ein Mädchen, ja. Ich kann sie fragen.”
„Ich fand sie übrigens sehr nett!”, bekräftigte Marion noch. Gregor stimmt zu.
„Und wen könnten sonst noch einladen?”, fragte Laura durchs Telefon.
Marion schüttelte ratlos den Kopf, aber Gregor sagte jetzt auch mal was. Er erwähnte eine Kollegin, mit der er eine Bettbeziehung gehabt hatte, und die ihn weiterhin bedrängen würde.
„Sie sagt immer, sie sei völlig untervögelt, und so. Dabei sieht sie gar nicht schlecht aus – sie ist nur etwas… eigensinnig… fordernd… – das schreckt viele ab. Aber im Bett ist sie gut!”, versicherte er. „Trotzdem hab ich immer abgelehnt, seit ich Marion kenne.”
„Ach, was bist du nur für ein Idiot”, lachte Marion ihn aus, und fuhr ihm dann liebevoll nişantaşı escort durchs Haar: „Du alter Romantiker… Das hättest du doch nicht gemusst.”
Dabei hatte Marion selbst die Besuche von Till und Kai immer mehr reduziert und schließlich ganz darauf verzichtet, aus Sorge, deren jugendliche Energie könnte Gregor frustrieren. Jetzt hätten sie willkommene Teilnehmer sein können, aber Beziehungen an- und abzuschalten, wie man es gerade brauchte, war nicht nach Marions Geschmack.
Die Kollegin – „Eszter: sie heißt Eszter” – habe ihm auf seine mit der Beziehung zu Marion begründete Abweisung hin sogar angeboten, sie könnten einen flotten Dreier miteinander machen.
„Esther – hübscher Name…”, meinte Frau Weingarten, und Marion wollte wissen: „Ist sie hübsch?”
„Doch, eigentlich schon. Ein etwas herber Typ vielleicht, aber recht attraktiv.”
„Wie alt?”
„Ein paar Jahre älter als ich.”
Marion grinste Silke an und kommentierte: „Er steht auf ältere Semester…”
„Und umgekehrt”, ergänzte Laura durchs Telefon.
Silke lächelte verschmitzt zurück und legte eine Hand in Gregors Schoß, um dann das Ergebnis ihrer Prüfung zu verkünden: „Momentan steht da nichts!”
„Also…”, setzte Gregor an.
„Also: du lädst deine Esther zur Hochzeit ein!”, entschied Marion.
Und Gregor fand das eine gute Lösung.
Yvonne hatte übrigens liebend gern Marions „Termine” mit Till und Kai übernommen, und sie war es auch, die sich dafür einsetzte, die beiden doch noch einzuladen. Silke unterstützte sie dabei.
„Also gut…”, lenkte Marion ein. Sie hatte ja auch Lust darauf, die beiden wieder mal zu… sehen…
Laura wartete nicht lange, sondern rief Madeleine noch am gleichen Abend an. Ben, der im Nebenzimmer saß, wunderte sich, warum Laura nach dem ewig langen Gespräch mit Marion jetzt auch noch Madeleine anrief, und was die beiden wieder so lange zu besprechen hatten, und warum Laura ein paar Mal laut aufschrie und nervös herumgiggelte und ständig „Mais non” und „Ce n’est pas possible!” rief. Ben schüttelte den Kopf. Als ob bei Madeleine irgendwas unmöglich wäre!
Eszter war zuerst zutiefst beleidigt, als Gregor sie tatsächlich einlud. Dass sie jetzt auch noch dabei zuschauen sollte, wie der eine andere heiratete, dachte sie wütend, und beinahe hätte sie ihm eine runtergehauen. Temperamentvoll genug war sie. Die Hand hatte sie schon oben, aber Gregor hatte damit gerechnet und fing sie ab.
Er musste ihr zumindest eine Andeutung machen, dass für sie etwas dabei herausschauen könnte, und schilderte ihr lebhaft, es würden „viele potente Hochzeitsgäste” teilnehmen, geeignet, ihrem „unterversorgten” Zustand abzuhelfen.
„…die sich dann alle an der Barr volllaufen lassen und fürr nichts mehr zu gebrrauchen sind!”, formulierte sie hart ihre Bedenken.
„Ich verspreche dir, dass du nach diesem Abend erstmal nicht mehr unterfickt sein wirst”, beteuerte Gregor. Mehr wolle er aber nicht verraten.
„Wähe, wenn nicht!”, knurrte sie.
Von der Orgie wollte Gregor nichts verraten, obwohl das Eszters Bereitschaft zuzusagen vielleicht nachgeholfen hätte. Aber auch er war der Meinung, ein bisschen Überraschung könne nicht schaden.
„Ich hab ihr nur gesagt, sie soll keinen Slip tragen”, fasste Gregor Eszters Informationsstand zusammen.
Ein wenig aus dem Fenster gelehnt hatte er sich allerdings: ob sich bei ihrer raubeinigen Art genügend Interessenten für sie finden würden, um ihren Sexhunger zu stillen, da war er sich nicht ganz sicher.
Natürlich unterstützte Silke auch bei der Planung und Organisation der Hochzeit – und insbesondere der Orgie. Nicht erfolgreich sei sie allerdings gewesen, erklärte sie Marion und Gregor mit betont zur Schau getragener Zerknirschung, Corinna und Sven zur Teilnahem zu überreden – die seien angeblich gerade an diesem Wochenende „familiär verpflichtet”.
Das war allerdings eine glatte Lüge – die beiden hatten zugesagt, aber das sollte nach dem Plan von Silke eine Überraschung werden. Überhaupt gab es ein paar Programmpunkte, die sie geheim hielt.
Aber Marion hatte selbst auch ein paar Spezialnummern vorgesehen, von denen sie Silke nichts verriet…
Silke unterstützte auch bei der Vorbesprechung mit dem Hotel, in dem die Feier stattfinden sollte. Praktischerweise gleich während des Abendessens im Restaurant, damit man sich von der herausragenden Qualität der Küche und des Services persönlich überzeugen könne, wie es hieß.
Die Zusammenstellung des Hochzeitsmenüs ging recht flott über die Bühne – die drei hatten sich im Vorfeld selbst einige Gedanken gemacht, und wenn auch nicht alles zum Standardprogramm der Hotelküche gehörte, versprach man doch, entsprechend zu disponieren. Der Koch, gab der Hotelmanager an, stelle sich jeder Herausforderung. Recht bald holte er aber bei der Besprechung den Küchenchef dann doch persönlich mit dazu, vorsichthalber.
Beim Wunsch, man möge ab Mitternacht unter sich bleiben, mecidiyeköy escort die Kellner könnten dann ruhig nach Hause gehen, machte er allerdings Schwierigkeiten. Das ginge nicht, es müsse immer jemand vom Haus dabei sein, zur Sicherheit, feuerpolizeiliche Vorschrift (Silke musste sich ein Lächeln verkneifen, als ihr durch den Kopf schoss, wie heiß es hergehen sollte) und man wolle seinen Gästen ja auch jederzeit den gewohnten Service… bis zum Schluss, Angestellter verlasse als Letzter den Raum, damit alles in Ordnung sei, abschließen, etc.
Blabla, dachte Silke.
Marion schaute unzufrieden drein und sah ihre schönen Pläne schon zerrinnen, Gregor versuchte es mit Argumentieren, aber Silke arrangierte sich schneller. Einer würde dafür doch reichen, oder? Ob sie sich denjenigen dann wenigstens aussuchen dürften? Der Hotelmanager konnte zwar nicht verstehen, warum, bemühte sich aber zu versichern: „Frau…”
„Weingarten.”
„Frau Weingarten: Jeder unserer Angestellten ist bestens qualifiziert!”
„Das heißt: ja?”
Herr Wehrle zuckte resigniert die Schultern und lenkte ein: „Wenn sie jemand speziellen bevorzugen, können wir das sicher arrangieren. Aber ich darf Ihnen versichern: jeder unserer Angestellten ist…”
Silke hörte schon nicht mehr zu. Ihr Instinkt hatte sie schon einen der jüngeren Kellner ins Auge fassen lassen. Der hatte sie nämlich schon eingehend taxiert, und das war ihr nicht entgangen.
„Dorian? Nun ja, er ist noch sehr jung… gehört nicht unbedingt zu unseren erfahrensten Kräften…”
Das Romantikhotel „Liane de Pougy” hatte schließlich einen Ruf zu verlieren, dachte Herr Wehrle besorgt. „Liane de Pougy” war zwar ein reiner Phantasiename, nach seiner Kenntnis, aber ein Name, dessen Schönheit und Vornehmheit genau das repräsentierte, was das Hotel seiner Meinung nach sein sollte. Hoffentlich würde Dorian nicht patzen! Aber es wollte ihm so schnell keine Ausrede einfallen, um Frau Weingarten von ihrer Idee wieder abzubringen.
„Sie sagten doch, jeder sei qualifiziert…”
Herr Wehrle konnte nicht mehr gut zurück.
„Wir wollen ja auch”, beschwichtigte Silke, „wie gesagt keine außergewöhnlichen Leistungen von ihm. Nur zum Hinterher-Abschließen – und für die Feuerpolizei, natürlich.”
Als sie das sagte, war sie sich der Lüge bewusst, aber es ging ihr ja sowieso um ganz was anderes als das, an was der Hotelmanager dachte.
Silke übernahm dann auch gleich das Vorgespräch, indem sie Dorian abfing und etwas abseits neben einen unbesetzten Ecktisch bugsierte. Der war erst wenig begeistert von der Aussicht einer Nachtschicht – die Abende waren in dem Job schon lang und anstrengend genug. Je weiter ihn Silke aber, sich vortastend, in das einweihte, was der Abend (und insbesondere die Nacht) so bringen sollte, desto aufmerksamer wurde er. Erst war er zwar noch etwas misstrauisch und befürchtete, sie könne sich über ihn lustig machen wollen, aber je detaillierter ihm Silke den Vorschlag schilderte, desto mehr öffnete er sich und desto mehr leuchteten seine Augen.
„Sie wären natürlich gleichberechtigter Teilnehmer” – als Silke das sagte, war er überredet.
Fast.
„Mit jeder?”, fragte er und ließ seinen Blick in den großzügigen Halsausschnitt von Silkes Shirt wandern.
„Mit jeder, die will”, lächelte Silke, die erkannt hatte, dass Dorian noch einen Köder suchte, um anzubeißen. „Alles nur einvernehmlich.”
„Und sie, sie machen auch mit?”
Seine Blicke glitten jetzt auffällig-unauffällig Silkes Beine entlang. Ihr Rock endete eine gute Handbreit über dem Knie, was für Silkes Verhältnisse eher lang, für die normale Klientel des Hotels aber ungewöhnlich kurz war.
„Selbstverständlich”, grinste Silke, „ich bin dabei.”
Auch sie ließ den Blick kurz nach unten schweifen und überzeugte sich davon, dass sich Dorians Hose mittlerweile ziemlich ausbeulte.
Dorian war dabei, anzubeißen.
„Und natürlich die Braut” – fuhr sie fort und machte eine Kopfbewegung zu Marion hin, die noch am Tisch saß und das Gespräch aus der Ferne gespannt verfolgte – „und noch viele andere…”
Dorian warf nur einen kurzen Blick auf Marion – er bemerkte eigentlich nur ihre weißen Haare, und die ließen sein Interesse sofort erlöschen.
Er sagte aber immer noch nicht rundheraus zu. Silke fragte sich, was ihn aufhielt.
„Darf meine Freundin auch mitmachen?”, rückte er endlich heraus: „Kathi. Die Blonde da!” – er zeigte auf eine Bedienung, die gerade die Bestellung ein paar Tische weiter aufnahm. Wie Dorian schien auch sie noch keine Zwanzig zu sein, wenn Silke richtig schätzte. Und sie konnte das als Lehrerin ja ganz gut beurteilen.
Das war nun etwas, womit Silke nicht gerechnet hatte. Prüfend ließ sie ihren Blick über Kathi streichen. Appetitlich sah sie ja aus, und schien auch munter und keck genug zu sein, um eine unerwartete Bereicherung darzustellen. Als Silke dann auf die Frage hin genickt hatte, passte Dorian seine Freundin ab und flüsterte eine Weile mit ihr. Dabei sahen sie immer wieder zu Silke hin. Auch Kathis Blicke strichen ihre Beine hoch, allerdings ziemlich unverhohlen. Schließlich kamen sie beide zu Silke zurück.
Kathi sah sie gespannt an: „Sie machen auch mit?”
Silke verstand die Frage schon richtig und schmunzelte einladend: „Aber gern…”